Zeitzeugengespräch mit Familie Lichtenberg & Stolpersteinverlegung Schumannstraße 10
Am Montag, dem 30.06., besuchte uns nach drei Jahren wieder die Familie Lichtenberg aus den USA. Gemeinsam mit der Klasse 10c, dem Geschichts- und dem Politikwissenschafts-Leistungskurs der Q2 sprach sie über die Repressalien durch das NS-Regime innerhalb ihrer Familie in Frankfurt, gab einen Einblick in die Veränderungen innerhalb der US-Gesellschaft aufgrund der aktuellen Tagespolitik und leitete sogar einen Workshop zur Aufarbeitung positiver und negativer Familienwerte durch Kunst und Tanz.
Der Tag begann mit der Ankunft von Alec Lichtenberg und seiner Freundin Natasha Lee, die den Workshop gemeinsam durchführten. In diesem reflektierten 18 Lernende der 10c und Q2 über vier Leitfragen mithilfe von Zeichnungen und Bewegungen ihre eigenen familiären Werte.
Während uns 2022 Frank Lichtenberg, seine Frau Michelle und sein Sohn Alec besuchten, wurden sie diesmal von Franks Schwester Judith, ihrem Mann David sowie Natasha unterstützt. So konnten nach dem Workshop mit unseren sechs Gästen samt 55 Schiller-Lernenden in drei Kleingruppen nicht nur vertrauliche Gespräche über Vertreibung und Mord innerhalb der Familie während des Nationalsozialismus in Deutschland, sondern auch über die Auswirkungen der US-Politik im eigenen sozialen Umfeld geführt werden.
Die Familie reiste grundsätzlich nach Deutschland, da am Mittwoch, dem 02.07., sieben weitere Stolpersteine in der Schumannstraße 10 für ihre eigenen, aus Nazi-Deutschland vertriebenen Familienmitglieder enthüllt wurden. Während der bewegenden Enthüllung der Stolpersteine in Anwesenheit weiterer Teile der Familie gedachte die Schillerschule mit vier Lernenden, Herrn Seemann und Herrn Ullrich der Schreckenstaten durch das NS-Regime an Stella Luise (Lou), Hildegard (Hi) Rothschild, Franks Mutter Hanna Elfriede (Fri) Rothschild sowie deren Eltern Heinrich (Henri) und Bertha Rothschild. Ebenfalls wurden Stolpersteine für die engen Verwandten Caterine und Henri Mentzel enthüllt. Die offizielle Zeremonie schloss mit dem Appell, die Erinnerung an solche schrecklichen Ereignisse wachzuhalten, in der Hoffnung, sie mit Blick auf die aktuellen zahlreichen geopolitischen Konflikte in Gegenwart und Zukunft verhindern zu können.
Christian Ullrich
