Nachdem die so wichtige Besichtigung der Gedenkstätte Buchenwald im letzten Jahr coronabedingt nur zu einem Tagesausflug wurde, war es uns als Q2 dieses Jahr wieder möglich, an der zweitägigen Weimar-/Buchenwaldfahrt teilzunehmen.
Am Montag, denm 18.07. machten sich also der Geschichts-Tut Herrn Ullrich sowie Herrn Nowaks Deutsch-Tut in Begleitung von Herrn Ullrich, Herrn Barthe und Herrn Wörner gegen 8:00 auf den Weg in die geschichtsträchtige Stadt Weimar. Neben den beiden Leistungskursen hatten auch circa 15 weitere Schüler*innen die Möglichkeit, an der Fahrt teilzunehmen.
Eine etwas befremdliche Mischung aus Freude und Bedrückung lag in der Luft. Freude darüber, nach zwei Jahren der Pandemie endlich mal wieder klassenfahrtsähnliche Stimmung zu spüren. Bedrückte, beklemmende Stimmung deshalb, weil wir uns alle bewusst waren, nicht nur zum Spaß gekommen zu sein, sondern um sich mit dem mit Abstand dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte zu beschäftigen und der beklemmenden Realität dieser Gedenkstätte nahe zu kommen.
Nach etwa dreieinhalb Stunden Busfahrt kamen wir also am Bahnhof in Weimar an und konnten unsere Jugendherberge beziehen. Nach einer kleinen Besprechung, um den Tagesplan zu klären hatten wir Schüler die Möglichkeit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Einige entschieden sich, auf den Spuren unseres Schulnamensgebers Schiller, dessen Wohnhaus zu besichtigen oder in Goethes Garten Rast zu machen. Bei mehr oder weniger angenehmen 35 Grad, praller Sonne und der Tatsache, dass bis zu unserem nächsten Programmpunkt nicht allzu viel Zeit blieb, wählten einige von uns auch die Option im Schatten einer Eisdiele der Sonne zu entkommen und Weimar so auf sich wirken zu lassen 😊.
Anschließend nahmen alle in Kleingruppen an einer Führung im neuen Bauhausmuseum teil, der längst nicht nur die Schüler*innen des Kunstleistungskurses viel abgewinnen konnten. Anschließend blieb bis zu einer Vorbesprechung für den folgenden Tag in der Gedenkstätte noch ein wenig Freizeit in Weimar.
Gegen 9 Uhr am nächsten Morgen war es dann soweit. Unser Bus brachte uns auf den Ettersberg, wo uns unsere Guides für den Tag erwarteten. Bereits die Anfahrt über die schmale, abgefahrene Straße, durch den Wald hin zum ehemaligen Lager war für mich persönlich sehr eindrücklich und beklemmend.
Zunächst sahen wir alle einen Einführungsfilm, in dem uns die Geschichte Buchenwalds nähergebracht wurde und wir Zeitzeugenberichte hörten, die viele von uns bereits sehr berührten/trafen.
In zwei Gruppen aufgeteilt, betraten wir nun bei 38 Grad erstmals das Gelände des tatsächlichen Lagers, durch das schwere Metalltor mit der Inschrift „Jedem das Seine“, welches wir auf uns wirken ließen und in einem assoziativen Einstieg unsere Erwartungen an den Tag, unser Wissen über Buchenwald und die damit verbundenen Gefühle austauschten. Wir wurden nicht nur über das Gelände des Häftlingsbereiches geführt, sondern lernten auch bei der Besichtigung der Verwaltungsstellen der SS sehr viel über das grausame Vorgehen und die Organisation innerhalb der SS.
In diesem Rahmen wurde mir persönlich einmal mehr die unfassbare Grausamkeit, die Abartigkeit und die sadistisch, menschenverachtende Haltung der SS und des NS-Regimes klar. Sie bekam für mich eine völlig neue Dimension, die mich, wie ich inmitten des Lagers stand, im Krematorium oder in der Nachbildung einer Schießanlage, erschütterte und anwiderte.
Gegen Mittag hatten wir die Möglichkeit, mit einem neu gestalteten Audio-Guide das gesamte Gelände selbst zu erlaufen und die vielen Eindrücke auf uns wirken zu lassen. In dieser Leere des Feldes stehend, hatten wir die Möglichkeit, den Opfern zu gedenken und so bedrückend diese Weite war, standen viele von uns in Schweigen und Erschütterung dort.
Zuletzt besichtigten wir das massive, eindrucksvolle Mahnmal auf der Südseite des Ettersberges, welches unter der DDR-Führung errichtet wurde.
Voller neuer Eindrücke und Gedanken brachen wir anschließend gegen 17:30 Richtung Frankfurt auf, nach einem Tag, der uns allen wohl noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
Mit Sicherheit war dieser Tag in Buchenwald für viele von uns nicht einfach, aber dennoch sind wir sehr dankbar, die Möglichkeit zu haben, diesen Ort zu besuchen, über unsere Geschichte zu lernen und zu gedenken. Denn meiner Meinung nach ist der Besuch in einem KZ, in einer Mahn- und Gedenkstätte unglaublich wichtig, unumgänglich für jeden und jede Deutsche, wenn nicht sogar jeden Menschen. Besonders in Zeiten, in denen rechtspopulistische EU-Politiker von Rassenmischung sprechen bleibt einmal mehr zu sagen, wie wichtig es ist niemals. Niemals. Zu vergessen und nicht wegzuschauen oder wegzuhören, wenn diskriminierende, rassistische Aussagen getroffen werden.
Ann-Marit Micheel (Q2)